Die Elektromobilität nimmt Fahrt auf
Fördergelder und aktuelle Marktzahlen
Roadmap Elektromobilität 2022
Mit der Erarbeitung und Verabschiedung der Roadmap Elektromobilität 2022 hat der Bund einen wichtigen Grundstein zur Erreichung der schweizerischen Energie- und Klimaziele gelegt. Ziel der Roadmap ist die Erhöhung des Anteils der «Steckerfahrzeuge» (BEV + PHEV) bei den Neuzulassungen auf 15 Prozent bis Ende 2022. Denn Elektrofahrzeuge leisten einen wichtigen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen. Aber schöpfen auch die Elektroinstallateure dieses Potenzial aus?
Die aktuellen Marktzahlen
Aus der Statistik der aktuellen Neuzulassungszahlen geht hervor, dass der Anteil der Steckerfahrzeuge im Jahr 2021 bereits über 20 Prozent betrug (12,3% BEV + 9% PHEV). Die Ziele der Roadmap wurden somit schon übertroffen. Für Elektroinstallateure sind diese Zulassungszahlen eine informative Grösse. Denn je mehr Elektrofahrzeuge gekauft werden, desto grösser ist der Bedarf an Ladestationen, was wiederum mehr Potenzial für Elektroinstallationsfirmen bedeutet.
Fokus auf das Geschäftsfeld der Installateure
Der Elektrobranche bietet sich hier ein beeindruckendes Potenzial. Denn im privaten Umfeld sowie in Geschäftsliegenschaften – also dort, wo Elektrofahrzeuge am längsten stehen und am häufigsten geladen werden – bietet sich den Elektroinstallationsfirmen ein rentables Geschäftsmodell.
Was sagt die Statistik?
Um herauszufinden, in welche Richtung und in welchem Masse sich das Geschäftsfeld Elektromobilität entwickelt, insbesondere bei den Ladestationen, lohnt es sich, neben den allgemein verfügbaren Statistiken von Swiss eMobility als Vergleich auch die Statistik des Grosshandels zu konsultieren. Laut Branchenverband Swiss eMobility werden aktuell pro Monat rund 9500 Ladepunkte installiert. Über den Zeitraum von einem Jahr betrachtet, ist dies ein Wachstum von rund 24 Prozent.
EM engagiert sich seit vielen Jahren im Bereich der Elektromobilität und bietet nebst Beratung, Verkaufs- und Projektunterstützung für Installateure seit 2018 auch EM e-mobility Schulungen an. Roberto Weichelt, EM e-mobility Fachberater, stellt anhand der Beratungsgespräche mit Elektroinstallateuren und dem Umsatzwachstum von Ladestationen fest, dass die E-Mobilität zunehmend Fahrt aufnimmt.
Er sieht aber auch, dass Elektroinstallateure immer noch viele Fragen zur Installation der Ladeinfrastruktur haben. Auf die Frage, ob der Umsatz von mehr oder weniger denselben Firmen erzielt wird oder ob die Anzahl Firmen, die Ladestationen installieren, zugenommen hat, antwortet er: «Beides. Die First Mover bauen ihr Angebot weiter aus und verkaufen mehr. Aber auch kleinere Installateure werden von ihren Kunden mehr und mehr ‹gezwungen›, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.» Für Roberto Weichelt ist E-Mobilität schon seit vielen Jahren Alltag. Für ihn ist klar: «Besser schon gestern, aber sicher jetzt! Es ist höchste Zeit für die Elektroinstallateure, das Potenzial der Elektromobilität zu nutzen.» Ähnlich sieht es sein Kollege Bruno Sahli von der EM Niederlassung Bern, der auch für die Niederlassungen Basel und Luzern zuständig ist und somit einen guten Überblick über den Schweizer Markt hat:
«Angesichts des grossen Potenzials und der aktuellen Wachstumszahlen ist es für jeden Installateur ein Verlust, wenn er an diesem Markt nicht partizipiert. Ich denke dabei an einen Vergleich mit der Erfindung des elektrischen Lichts: Auch diese Errungenschaft bot seinerzeit ein unglaubliches Potenzial, weil plötzlich viele Menschen elektrisches Licht in ihren Häusern wollten. Damals waren es zuerst Hotels, Fabriken, öffentliche Bereiche etc., die elektrifiziert wurden, bis dann auch Privatpersonen davon profitieren konnten. Ähnlich sehe ich es bei der Elektromobilität.»
Wo drückt der Schuh in der Branche?
So stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten diejenigen haben, die noch nicht in dieses Geschäftsfeld eingestiegen sind. Bruno Sahli sieht hierfür zwei wesentliche Punkte: «Als Erstes gilt es, sich als Einsteiger nicht durch den Vorsprung der Mitbewerber beirren zu lassen. Es geht darum, das fehlende Wissen raschestmöglich im eigenen Betrieb aufzubauen. Dazu muss nicht die ganze Firma geschult werden. Es gibt meiner Erfahrung nach in jedem Betrieb einen interessierten Mitarbeiter oder eine motivierte Mitarbeiterin, die sich sehr gerne in diese Thematik einarbeiten. Und das wäre der erste Schritt in die richtige Richtung.» Roberto Weichelt sieht dies noch viel pragmatischer, denn für ihn ist es gar keine Frage, ob oder wann sich eine Firma mit Ladeinfrastruktur beschäftigen soll: «Die Installation einer Ladestation ist keine Hexerei. Ja, es braucht spezifisches Wissen, zum Beispiel in Bezug auf Schutzeinrichtungen, Lastmanagement, Kommunikation etc., aber schlussendlich ist es ein elektrischer Verbraucher, der zusätzlich eine Installationsanzeige benötigt. Und wer ausser den Elektroinstallateuren darf in der Schweiz solche Installationen ausführen? Niemand. Und diejenigen, die anfänglich noch etwas mehr Hilfe brauchen oder später auf komplexere Projekte treffen, haben die Möglichkeit, Schulungen zu besuchen. Die EM e-mobility Berater stehen ihnen zur Verfügung und begleiten sie bei der Auswahl der richtigen Ladestation und Ladeinfrastruktur.»
Gibt es Fördergelder?
Auf die Frage, ob Installateure und ihre Kundinnen und Kunden direkt von Fördergeldern profitieren, meint Roberto Weichelt: «Das Thema ist komplex, da es kantonal, regional und kommunal geregelt sein kann. Wer ein Elektroauto kauft und die Chance hat, zuhause eine Ladestation zu installieren, wird dies auch ohne Fördergelder tun.» Ein Blick in den «Elektromobilitäts-Förderdschungel» zeigt, wie komplex die Thematik ist. Es gibt wenige Kantone, die Beiträge zur Förderung von Ladestationen sprechen, zudem sind teilweise die Gemeinden zuständig.
So fördert beispielsweise der Kanton Bern Ladestationen bei Unternehmen, während der Kanton Luzern die Installation von Ladestationen in bestehenden Mehrparteiengebäuden mit mindestens drei Wohneinheiten unterstützt. Auch St. Gallen und der Kanton Thurgau bieten Fördergelder; in der Stadt Wil zum Beispiel sind diese jedoch bereits erschöpft. Roberto Weichelt meint: «Es lohnt sich trotzdem auf jeden Fall, vor der Installation einer Ladeinfrastruktur Abklärungen auf Gemeinde- oder Kantonsebene zu treffen. Wurde bereits mit den Arbeiten begonnen, ist es oft nicht mehr möglich, Fördergelder zu beantragen.»
Die Statistik und die Erfahrung der Experten zeigen eine klare Richtung: Die Elektromobilität wird zu einem ganz normalen Geschäftsfeld für Installateure. Denn die Installation und die Wartung von Ladeinfrastrukturen, vor allem in Mehrfamilienhäusern, bieten den Elektroinstallateuren ein nachhaltiges und längst noch nicht ausgeschöpftes Potenzial.
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